Heraldik


Das Wappen der Tucher

Das Wappen der Tucher sorgt in der gegenwärtigen Wahrnehmung für Kontroversen.

Der geteilte Schild zeigt oben schräggestellte schwarze Balken auf silbernem Grund. Im Großen Tucherbuch (1590/98) werden sie als „Balken des Glaubens“ gedeutet. Unten zeigt der Schild auf goldenem Grund das Portrait eines Schwarzen im Profil, den sog. Mohr. Dabei handelt es sich um einen historisch gewachsenen, etablierten Fachterminus der Heraldik. Der Begriff ist heute veraltet und muss daher kritisch kommentiert werden.

Zum Wappenschild gehören außerdem Helm und Helmzier. Hier wiederholt sich die Darstellung eines Schwarzen, den in Gold, Silber und Schwarz tingierte Stierhörner flankieren. 

Der heraldische Mohr ist eine sehr geläufige Wappenfigur. Im Familienwappen der Tucher bezieht sich die Darstellung, wie in den meisten anderen Fällen auch, sehr wahrscheinlich auf den Heiligen Mauritius. Der in Nordafrika geborene Heilige wurde seit dem 4. Jahrhundert verehrt. Als Soldat und Befehlshaber einer christlichen Legion, der den Märtyrertod starb, diente er als tugendhaftes und vor allem ritterliches Vorbild. Er gehörte im Mittelalter zu den beliebten und damit besonders verehrten Heiligen.

Ob die nahe Wohnlage Konrad Tuchers (gest. 1326), Stammvater des Tuchergeschlechts, an einer dem Heiligen Mauritius geweihten Kapelle nahe St. Sebald in Nürnberg, auf die bewusste Wahl des Heiligen als zierende Figur des Familienwappens deutet, bleibt unklar. Feststeht, dass das Wappen nahezu unverändert seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar ist. Das in St. Sebald an einer 1345 von Berthold I. Tucher (1310–1379) gestifteten Apostelfigur angebrachte Tucherwappen gilt heute als älteste erhaltene Darstellung des Familienwappens.

Problematisch ist nicht allein die begriffliche Verwendung des heraldischen Mohrs, sondern auch die stilisierte Darstellung eines Schwarzen. Solche Stereotypen werden heute, zurecht, insbesondere auf die Zeiten des Kolonialismus zurückgeführt. In diesem Zusammenhang ist allerdings wichtig, die Geschichte und Ikonografie des Tucherwappens in den Kontext seiner mittelalterlichen Entstehung einzuordnen, als die Wahl und Darstellung des Mauritius im eigenen Wappen Ausdruck davon war, wie hoch der christliche Heilige verehrt wurde.